Vor einiger Zeit habe ich das iPad zum Sketchen und Illustrieren entdeckt und sogar schon zum Urban Sketching genutzt. Nach ein paar Wochen Testlauf, in denen ich hauptsächlich digital gezeichnet habe, habe ich für mich ein paar Vorteile und Nachteile beim festgestellt.
Als ich im Sommer 2018 mit dem Sketchen begonnen habe, habe ich mich für Fineliner und Aquarellfarben entschieden. Warum? Weil die Urban Sketcher, denen ich online folge, ebenfalls damit zeichnen. So war es für mich nahe liegend, auch damit zu beginnen. Nach einigen frustrierenden Wochen schaffte ich es dann auch, mich mit Aquarellfarben anzufreunden und nutzte meine neuen Fähigkeiten gleich, um im Urlaub Herbst 2018 in Thailand ein wenig zu sketchen.
Nachteile des digitalen Sketchings
- Das leidige Thema mit dem Akku.
Sketchen ist einfach möglich, so lange ich Akku habe. Wichtig ist daher, vor jeder Session zu überprüfen, ob ich noch genug Batterie habe. Wenn ich darauf vergesse, kann es mitunter passieren, dass ich Pech habe und das iPad gar nicht verwenden kann. - Zu viele Stifte, zu viele Texturen, zu viele Farben.
Für die einen ist es ein Segen, für die anderen ein Fluch. Wichtig war für mich jedenfalls eine gute Vorbereitung. Ich habe Stifte und Texturen ausprobiert und mir einige Farbpaletten zusammengestellt. So stelle ich auch sicher, dass Zeichnungen einer Serie alle dem gleichen Farbschema folgen. - Am Ende habe ich kein Skizzenbuch in der Hand.
Das tolle am analogen Sketchen im Skizzenbuch ist, dass ich am Ende ein fertiges Buch in der Hand habe. Dieses kann ich nach Lust und Laune immer wieder durchblättern, auch Jahre später. Meine Zeichnungen, welche ich am Tablett angefertigt habe, schwirren wenn überhaupt in meiner Cloud oder sonst wo digital herum und sind höchstwahrscheinlich nie mehr gesehen. - Mein “analoger” Ausgleich ist erst wieder digital.
Als ich mit Urban Sketching begann, war mein primäres Ziel, ein Hobby fernab von Bildschirmen aller Art zu finden. Mit dem iPad landete ich erst wieder vor einem Monitor. - Meinen Zeichnungen fehlt irgendwie der persönliche Touch.
Meinen verwackelten Stil erkenne ich unter tausenden Zeichnungen wieder, digital geht dieser leider etwas verloren. Die praktischen Zeichenhilfen, welche gerade Striche und Formen spielend einfach zu Zeichnen ermöglichen, sind leider auch dafür verantwortlich, dass ich meine Bilder oft nicht mehr gänzlich als “meine” erkennen kann. - Hoher Preis in der Anschaffung, kurz: ein Hobby für Reiche?
Urban Sketching ist ein tolles Hobby für alle, die nicht viel Geld ausgeben wollen. Irgendein Blatt Papier und irgendein Stift sind in der Regel vollkommen ausreichend. Beim digitalen Sketching schaut es aber anders aus: die Anschaffung eines Tablets, passenden Stifts und Software dazu können schnell mit ein paar hundert, sogar mit über tausend Euro zu Buche schlagen.
Vorteile des digitalen Sketchings
- Kein Setup notwendig, ich kann einfach zu Sketchen beginnen.
Der größte Vorteil für mich ist wohl, dass ich einfach zu Sketchen beginnen kann, ohne zuerst mein Skizzenbuch aufklappen, befestigen, Stifte auspacken und meinen Aquarellkasten aufbauen muss. Das Tablett hole ich aus der Tasche und schon geht es los. Außerdem habe ich immer alle Pinsel, Farben sowie Medien dabei und muss dafür nicht mehr schleppen. - Time-Lapse Videos meiner Sketches.
Procreate bringt standardmäßig ein nettes Feature mit: es nimmt Zeitraffer-Videos auf. Nicht nur für mich, sondern auch für andere ist es interessant, anzusehen, wie Zeichnungen Schritt für Schritt entstanden sind. - Das Ausbessern von Fehlern ist spielend einfach möglich.
Im Gegensatz zum analogen Zeichnen ist es spielend einfach, falsche Striche zu löschen und Fehler auszubessern. Einfach auf “Zurück” klicken oder mit zwei Fingern gleichzeitig aufs Display tippen und schon ist der schiefe Strich verschwunden. Alle anderen “Happy little accidents” werden einfach mit dem “Radiergummi” entfernt. - Zeichenhilfen erleichtern das Sketchen ungemein.
Neben einem Raster, welcher dabei unterstützt, Abstände besser einschätzen zu können, ist es ebenso leicht möglich, einen perfekt geraden Strich zu ziehen oder einen perfekten Kreis zu erstellen. - Größe und Auflösung des Zeichenblattes können ohne Aufwand verändert werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass das Layout des Zeichenbereichs jederzeit leicht geändert werden kann. Außerdem können einzelne Elemente der Zeichnung verschoben und beliebig platziert werden. - Zeichnungen einfacher zu vervielfältigen, da sie ja schon digital sind.
Sollte ich jemals mit dem Gedanken spielen, meine Zeichnungen in irgendeiner Art und Weise zu vervielfältigen, so muss ich diese nicht zuerst scannen und bearbeiten. Sie sind ja schon digital vorhanden und können einfach in andere Apps transferiert werden.
Hi Betti,
danke für die Zusammenstellung. Finde ich spannend!
Obwohl es reizvoll klingt, digital zu zeichnen, ist genau der Punkt mit “Weg vom Bildschirm” ein großer Grund für mich, analog zu sketchen. Auch das Haptische – die ungeplante Weise, wie das Pigment auf dem Papier trocknet, der fließende oder kratzige Strich der Feder auf Papier, das Druchblättern des Skizzenbuchs – all das ist für mich ein wesentlicher Teil des Urban Sketching. Nichtsdestotrotz überlege ich schon seit längerem, mir mal ein iPad anzuschaffen und das dann für Auftragsarbeiten zu nutzen.
Prinzipiell ist ja das Gute, dass man beides nutzen kann. Je nach Lust und Laune. Und vielleicht profitiert ja die eine Technik von der anderen 😉
Happy Sketching!
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